Mit genügend Wind kommen wir zunächst gut voran. Nur am letzten Tag der Überfahrt nach Tonga queren wir eine Regenfront, die uns wahren Wind von 35kn genau von vorne beschert. Da wir nicht gegen den Wind segeln können, müssten wir zu stark vom Kurs abweichen. Deshalb drehen wir bei (Beidrehen). Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei und bei Sonnenuntergang erreichen wir die nördlichste Inselgruppe Tongas Vava'u. Wegen der einbrechenden Dunkelheit ankern wir in Port Maurelle einer großen Bucht ohne Riffe. Tonga besteht aus drei Inselgruppen Vava'u, Ha´apai und Tongatapu. Vava'u ist durch Inseln und Riffe vom Pazifik geschützt und bietet sehr viele schöne Ankerplätze. Deshalb ist es auch bei Charterseglern sehr beliebt und Moorings hat sogar einen Führer herausgebracht, in dem alle Ankermöglichkeiten durchnummeriert und die Riffdurchfahrten genau beschrieben sind.
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Neiafu der Hauptstadt von Vava'u zum Einklarieren.

Nachdem die Beamten einen Haufen Formulare in unserem Cockpit ausgefüllt und einen Liter Wein erschnorrt haben, verlegen wir uns vom Zollpier an eine Mooring in der Nähe der Sail Away. Auch zahlreiche andere deutschsprachige Schiffe bevölkern die Bucht vor Neiafu. Einen Tag später gesellt sich auch Freyja dazu. Der Ort Neiafu besteht lediglich aus einer zufälligen Ansammlung von Häusern, Geschäften und einigen Lokalen. Die Lebensmittelgeschäfte sind mit wenig mehr als den Grundnahrungsmittel bestückt. Ein kleiner Markt verkauft lokales Gemüse und Äpfel aus Neuseeland. Wie schon in Samoa sind auch hier viele Männer und Frauen mit Röcken bekleidet, die meisten tragen darüber noch einen aus Bast? geflochtenen Überrock. Wir stocken unsere Frischvorräte auf, danach segeln wir gemeinsam mit Freyja Richtung Osten. Wegen des trüben Wetters müssen wir die Riffdurchfahrt auf den nächsten Tag verschieben, da wir ohne Sonne die gefährlichen Untiefen, die sich nur durch unterschiedliche Farbschattierungen auszeichnen, nicht sehen können. Wir übernachten in Tapana Süd, wo wir viele Flughunde sehen. Bei wieder sonnigem Wetter schlängeln wir uns durch die Riffe zu einem Ankerplatz vor der kleinen Insel Kenutu. Wir steigen einen kleinen Pfad auf Kenutu hinauf, um auf die andere Seite der Insel zu gelangen, wo wir uns an der ungeschützten Außenseite von Vava'u befinden und dem Spiel der Wellen, die auf die Felsen klatschen, zusehen können. Eine Felskraxelei führt uns zu einem schönen Aussichtspunkt, von dem aus wir das Riff neben unserem Ankerplatz bewundern können.

Einige Tage später durchqueren wir die Inselgruppe nach Westen, wo es schönen Plätze zum Schnorcheln gibt. Unterwegs begegnen wir Molimentum, die die Strecke genau in die andere Richtung segelt.
Montag Abend gibt es ein gemeinsames Essen in einer Pizzeria, an dem mehr als 20 deutschsprachige Segler teilnehmen.

Da wir Anfang November, sobald es ein passenden Wetterfenster gibt, nach Neuseeland starten wollen, um die Hurrikansaison dort zu verbringen, können wir leider nicht länger in Vava'u bleiben und segeln nach Tongatapu, der südlichsten Inselgruppe Tongas.
Wir ankern vor Pangaimotu, auf dem sich Big Mama befindet, ein richtig uriges Lokal, so wie wir Segler es uns wünschen.
Mit Dinghi oder einer kleinen Fähre kann man nach Nukualofa, der Hauptstadt von Tonga fahren, wo auch der Königspalast steht.

Die Überfahrt nach Neuseeland ist als sehr unangenehm verschrieen. Deshalb ist das Hauptgesprächsthema das Wetter. Einige Segler lassen sich per Amateurfunk von Meteorologen über das Wetter beraten, andere studieren selbst die Gribfiles. Zusätzlich gibt es einmal pro Woche eine Analyse des Wetters von einem Neuseeländischen Meteorologe.
Viele Boote, vor allem Amerikaner, da deren Versicherung den Aufenthalt im Hurrikangebiet der Südhalbkugel nach dem 1. November untersagt, segeln dann aber trotzdem los, auch ohne optimale Wettervorhersage. Deshalb gibt es bei Big Mama ein riesiges Abschiedsfest mit Grillen und Musik.
Wir behalten die Nerven und das ist gut so, denn unsere Freunde müssen mit starkem Gegenwind und hohen Wellen kämpfen und kommen nur sehr langsam voran.

Wir warten und legen erst am 23. November ab. Am Nord-Minerva-Riff machen wir einen Zwischenstopp. Dieses zu Tonga gehörige Atoll ist einmalig. Mitten im Pazifik ragt das Riff bei Ebbe ein gutes Stück aus dem Wasser. Glücklicherweise gibt es heutzutage GPS, da kann man ohne Probleme durch die Einfahrt segeln und gut geschützt ankern.
Und es macht viel Spaß, dass man zwischen Korallen, Seegurken, Muscheln und anderem Getier spazieren gehen kann. Wir finden auch einen Fisch, der es nicht mehr ins Wasser geschafft hat und retten ihm das Leben.
Am Sonntag, den 27. November, beginnen wir die Überfahrt nach Neuseeland.