Hohe Berge, mit saftigem Grün überwuchert, begrüßen uns. Fatu Hiva wird auch die mystische Insel genannt und wir verstehen, warum. Nach zwanzig Tagen Wasser ist der Anblick atemberaubend. Mit dem Schein der untergehenden Sonne werfen wir vor Omoa auf Fatu Hiva Anker. Neben uns hat sich kurz davor die Mabuhay hingelegt. Die Bucht ist sehr offen und wir werden während der Nacht ordentlich durch gerüttelt. Wir wollten nicht mehr weiter segeln, da wir nicht im Dunkeln ankommen wollten.

Am nächsten Morgen verlegen wir uns in eine der schönsten Buchten der Marquesas nach Hanavave. Dort werden wir von der Elan und der Double Moon freudig begrüßt. Diese Bucht ist wunderschön, das Ankern ist leider nicht so leicht, da oft viele Boote da sind, der Platz begrenzt und die Ankertiefe hoch ist. Sie ist auch für die kräftigen Fallböen bekannt und wir bekommen eine gute Vorstellung davon, da es die nächsten zwei Tagen Böen bis zu 35 Knoten gibt. Die Problematik ist, dass normalerweise Windstille herrscht und die Böen aus dem Nichts daherkommen. Dies beschert uns, wie könnte es anders sein, neue Schäden. Die durch die Sonne bereits geschwächten Nähte des Biminitop, halten den Druck nicht aus und reißen. Walter von der Double Moon hilft mir bei den Näharbeiten.
Auf unserer Reise wird uns nicht fad, denn neben den Arbeiten an Bord wie z.B. Rumpf und Unterwasserschiff putzen, dass keiner von uns jemals so beschmutzt nach einer Überfahrt gesehen hat, wollen wir uns ja auch noch Land und Leute ansehen.

Nach so langer Zeit nur Wasser ist man froh endlich wieder an Land spazieren gehen zu können. Wir werden höflichst begrüßt und alle wollen wissen, woher wir kommen, wo wir hin wollen und so weiter. Andere bieten uns auch Obst gegen Bootsausrüstung an. Leider auch gegen Alkohol doch damit erweist man ihnen keinen Gefallen. Die Versorgung ist hier etwas schwierig und dauert lange, denn alles was sie brauchen, müssen sie bestellen und wird dann alle paar Wochen mit dem Versorgungsschiff geliefert. Das Tauschen mit den Segelbooten ist daher sehr beliebt und so erhalten wir Orangen, Zitronen und einige Riesengrapefruit. Die schmecken herrlich süß, nicht so bitter wie die in Österreich.
Mit den Mabuhayaner und uns kommen endlich genug Leute zusammen, so dass Jean-Pierre von der Alya ein Erdofenessen mit den Einheimischen vereinbaren kann. Wir sind schon auf dieses Erlebnis gespannt. Am Sonntag ist es dann soweit, wir gehen eine halbe Stunde früher an Land um sicher zu sein, dass wir noch sehen, wie der Ofen geöffnet wird, doch leider wurde es früher fertig als geplant und wir können nur mehr das leere Ofenloch fotografieren. Schade, aber wir verbringen einen netten Nachmittag mit den anderen Crews und den Einheimischen. Wir erfahren einiges über das Leben hier wie z.B dass der Erlös dieses Essens in einer Gemeinschaftskasse landet, woraus eine Reise der Einwohner - ich glaube nach Hawai - finanziert werden soll. Man erzählt uns auch, dass die Häuser von Frankreich bezahlt werden. Man muss nur das Grundstück erwerben und dann einen Antrag mit dem Eigentumsnachweis stellen. Dieser wird normalerweise angenommen und das gesamte Material für das Haus sowie die Handwerker werden dann kostenlos von Frankreich zur Verfügung gestellt. Wenn man sich dann noch an den Bauarbeiten beteiligt, wird einem die Arbeitszeit zusätzlich entlohnt. Was für eine tolle Unterstützung Frankreichs, wenn man auch noch bedenkt, dass es in französisch Polynesien keine Einkommensteuer gibt!

Die Marquesas entsprechen landschaftlich mit Recht nicht dem Bild, dass man von der Südsee hat. Die Strände mit weißem Sand und Palmen sucht man fast vergeblich, dafür bekommt man hohe Bergen und steile Klippen. Statt dem Schnorcheln ist also eher Wandern angesagt. Das Ziel ist meistens leicht festzulegen: ein Wasserfall. Jede Inseln hat einen und er wird einem als der höchste, schönste oder beides zu gleich in dem Archipel angepriesen. Was den Wasserfall selbst betrifft, kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber der Weg dorthin durch den Regenwald ist jede Mühe wert. Am Ziel angekommen ist ein Bad in dem herrlichen frischen Wasser ganz und gar nicht zu verachten.
Was die Musik und die Tänze betrifft, sind wir am richtigen Ort angekommen. Denn Abends können wir bei den Vorbereitungen für den Heiva zuschauen. Es handelt sich um ein jährliches Festival, bei dem traditionelle sportliche Wettbewerbe, Tänze und Musik aufgeführt werden. An den Tänzen sind Männer und Frauen aller Staturen und Altersgruppen beteiligt. Es ist erstaunlich wie geschmeidig die Bewegungen sind. Die Männer in unserer Gruppen wünschen sich, dass unsere Frauen auch so tanzen. Doch diese verweigern sich mit der Ausrede, dass sie sich vorher einer Operation unterziehen müssten, um ein Paar Knochen los zu werden.

So gerne wir noch bleiben würde, wird es für uns doch Zeit weiter nach Hiva Oa zu segeln, um endlich unsere Ankunft legal bekannt zu geben und unseren Vorrat wieder aufzustocken. Die Einklarierung ist absolut unproblematisch und seit langer Zeit mal wieder kostenlos. Nachdem die bürokratischen Formalitäten erledigt sind, stürzen wir uns in den nächsten Supermarkt, um mal wieder Baguette, Käse und gute Pastete zu kaufen. Diese Produkte sind hier zwar nicht günstig, aber nach so langer kulinarischer Abstinenz kann man ruhig mal über die Stränge hauen.
Lange werden wir uns hier sicherlich nicht aufhalten, denn der Ankerplatz lässt sehr zu wünschen übrig. Er ist eng, man muss daher vor Bug und Heckanker liegen und dazu steht noch wetterbedingt ein Schwell in der Ankerbucht. Doris und Andi von der Andori erzählen uns, dass die Situation hier mittlerweile besser sei, da so viele Boote gefahren sind. Dies ist kam vorstellbar, da man wirklich froh ist, wenn die eigenen Anker halten und man niemandem zu nahe kommt. Nur wie sieht es mit dem Nachbar aus? Andi und ich müssen für die Mabuhay Feuerwehr spielen gehen, da das Boot vor ihnen geslippt ist und sie berührt. Die Aufgabe ist nicht leicht, da auf beiden Boote niemand da ist. Die Mabuhay kommt zum Glück mit einem kleinen Schaden an der Ankerrolle davon.
Wir warten noch auf Antje und Holger von der Freyja, die noch in Fatu Hiva blieben, um uns schnell die Sehenswürdigkeiten der Inseln anzuschauen, denn all zu lange möchten wir in dieser Bucht nicht mehr bleiben. Wir besuchen das Museum und die Gräber von Paul Gauguin und Jacques Brel, die hier lange gelebt haben. Von der Insel sowie von dem größten Marae der Marquesas möchten wir auch noch was sehen und nehmen an einer geführten Tour teil.

Nach so viel Unruhe wird es Zeit für einen Strandurlaub, daher machen wir uns in die nordwestliche Bucht von Tahuata auf. Viele andere Segler haben uns diese schon als wunderschön und absolut ruhig empfohlen. Wir werden nicht enttäuscht, sie hält, was man uns versprochen hat.
Wir lassen es uns gut gehen und planen dazwischen unsere Weiterfahrt bis Neuseeland. Wir wollen wissen, wie lange wir wo bleiben können und trotzdem rechtzeitig das Hurrikangebiet verlassen. Der Vorgang wird mit vier Boote etwas schwierig, da die Vorstellungen unterschiedlich sind. Letztendlich finden wir einen Kompromiss.
Nach so viel Theorie geht’s zurück in die Praxis mit einem Besuch per Dinghi in den Hauptort der Insel und weiteren Instandhaltungsarbeiten. Auch das Vergnügen kommt nicht zu kurz. Riesige Rochen mit einer Spannweite von ca. 1,5m kommen in die Bucht und schwimmen mitten im Ankerfeld herum. Da kann man nur Maske und Flossen nehmen, um mit ihnen zu schnorcheln.

Unsere Reise führt uns weiter nach Nuku Hiva. Hier können wir unser lädiertes Vorsegel zur fachmännischen Reparatur abgeben. Wir nutzen die Zeit, um uns eine weitere Bucht anzuschauen und wie könnte es anders sein, zu einem Wasserfall zu wandern. Dies wird etwas abenteuerlich, da wir mehrmals einen Fluss überqueren müssen und ein Großteil des Weges ziemlich schlammig ist. Doch auch dieser Ausflug lohnt sich durch phantastische Landschaften.
Zurück am Ankerplatz treffen wir zum ersten Mal seit Panama Helmut und Annemarie von der Anna X wieder. Was für eine Freude! Am nächsten Tag verlassen wir fluchtartig die Bucht, weil uns Schwärme winziger Fliegen umschwirren. Sie sind so klein, dass kein Moskitonetz nutzt. Wir atmen sie sogar ein und schlucken sie mit dem Frühstück. Anna X wollen wir im Nordosten der Insel in der Anaho Bucht, die zu den schönsten in den Marquesas zählen soll, wieder treffen, nachdem wir unser Segel abgeholt haben.

Aus dem erneuten Wiedersehen mit Anna X und der schönsten Bucht wird leider doch nichts, da das Segel noch nicht fertig war und wir aus zeitlichen Gründen direkt nach Ua Pou segeln. Wir legen uns nicht zum Hauptort sondern in die nordwestliche Bucht vor dem Ort Hakahetau. Hier faulenzen wir mal so richtig. Zu größeren Wanderungen haben wir keine Lust und begnügen uns mit kleinen Spaziergängen in der Nähe des Ortes.
An einem Abend treffen wir uns mit Walter, Holger und Antje auf der Aroha zum Grillen. Wir laden spontan Christine und Hannes von der Pukuri ein, die wir seit Galapagos nicht mehr getroffen hatten und die gerade den Anker neben uns fallen gelassen haben. In so einer Gesellschaft kann der Abend nur gelingen.