11.5.2010: Dienstag nach Yves Abfahrt beginnen wir wieder Richtung Süden zu segeln. Vor dem Start der Hurrikansaison im Juni sollten wir es zumindest bis St. Lucia schaffen. Von dort kann man notfalls in einem Tag sichere Gebiete erreichen.
Es geht mal wieder nach Grand Bourg auf den Saintes. Dort spazieren wir am nächsten Tag auf einen Hügel der Hauptinsel und einen Tag später besuchen wir mit der Fähre eine Nachbarinsel, auf der es viele Leguane geben soll. Doch obwohl wir auf den mit Leguanen gekennzeichneten Wegen wandern, begegnen wir zu unserer Enttäuschung keinen Einzigen. Nur die winzigen Eidechsen beobachten uns.

Es gibt Tagen, da wird man Zeuge von Ereignisse, die es nicht geben sollte. Wir sitzen gerade beim Mittagessen (etwas Salat und Brot, mehr geht bei dieser Hitze nicht) als ein Segelboot mit einem Pärchen an Bord in die Bucht einläuft.
Nach einer kurze Runde scheinen sie ein geeignetes Plätzen gefunden zu haben und prompt wird der Anker mittels elektrischer Winsch ins Wasser gelassen. Er ist am Steuer, während sie an Deck sitzend die Fernbedienung benutzt. Diese Tätigkeit ist ihr offensichtlich lästig, da die ihre Bräune dabei nicht optimal verbessern kann. Kaum beginnt sie, den Anker runter zulassen, kommt er nach vorne gerannt und übernimmt die Fernbedienung. Nur kurz danach hört er auf Kette zu stecken. Vom Bug aus schaut er ins „trübe Wasser“, während inzwischen das Boot nach rückwärts driftet mit senkrechter Kette, da der Anker noch nicht einmal den Boden in ca. 10m Tiefe berührt hat! Er bleibt am Bug stehen und beobachtet die Wasseroberfläche weiter, während das Boot schon ziemlich nahe an ein anderes herankommt, das ursprünglich 200m entfernt war. Endlich dreht er den Kopf und rennt zum Ruder zurück um das Unglück abzuwenden.
Diese Prozedur wurde an verschiedenen Stellen gut sechsmal wiederholt, bevor mich Monika überredet, ihnen helfen zu gehen. Ich setze mich widerwillig ins Dinghi, da mir immer noch nicht klar ist, wie ich dies bewerkstelligen, soll ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. In diesem Moment wird mir aber die Lösungsfindung leicht gemacht: sie fahren etwas weiter weg, so dass ich mit unseren 2,5 PS keine Chance haben ihnen zu folgen. Jetzt verfolgen sie eine neue Taktik und wollen eine Boje fangen. Dies erweist sich als genau so katastrophal wie das Ankern. Bevor es ihnen gelingt, geht er beinahe mehrmals über Bord, doch letztendlich muss nur der Bootshaken baden gehen.
Wir bezweifeln stark, dass dieser Törn ihnen wirklich gefällt.

Von den Saintes segeln wir weiter nach Dominica in die Prinz Rupert Bay, wo wir aber nur übernachten und im Morgengrauen direkt nach St. Pierre auf Martinique abfahren. Wir kommen kurz nach Einbruch der Dunkelheit an. Den nächsten Tag verbringen wird mit der Sagitta in dem kleinen Ort, da der Wind uns im Stich lässt und es dazu noch regnet.
Es wird Zeit wieder einmal in der Grande Anse d´Arlet zu ankern. Dort wollen wir auch nur ein oder zwei Tage bleiben, doch da klopfen Lisa und Helmut von der Alumine bei uns an. Zur Erinnerung, Lisa und Helmut sind die Wiener, die bereits um die Welt gesegelt sind und uns wertvolle Tipps für unsere Reise gegeben haben. Also verlängern wir unseren Aufenthalt und verbringen die nächsten Tage gemeinsam mit den Beiden mit spazieren, schnorcheln, gegenseitigem bekochen und plaudern. Auch sie wollen in einigen Tagen nach Le Marin und danach nach St. Lucia segeln.
Am 24. Mai legen wir am frühen Nachmittag ab. Mit guten Wind kommen wir bis zum Cap, doch als wir dann Richtung Le Marin einbiegen, haben wir eine so starke Gegenströmung, dass das Aufkreuzen Stunden dauern würde. Selbst mit Motor machen wir nur eine Fahrt von knapp zwei Knoten anstelle der fünf Knoten unter üblichen Bedingungen. Eine Stunde zuckeln wir so dahin, dann lässt die Strömung nach und gegen acht Uhr abends ankern wir an unserem üblichen Platz in Le Marin hinter dem Club Med. Die Alumine ist schon vor Stunden eingetroffen, da sie gleich nach dem Morgengrauen los gesegelt ist.
In den nächsten Tagen kaufen wir die Supermärkte in Martinique leer, damit wir auf den englischen Inseln, die uns jetzt bevorstehen, nicht darben müssen. Wir treffen auch Gerd von der Unique Dream wieder und lernen die Schweizer Heidi und Bruno kennen, die mit ihrem Katamaran Infinty seit drei Jahren unterwegs sind. Leider müssen sie ab September wieder arbeiten und wollen daher ihren Katamaran verkaufen.
Alle vier Boote segeln gemeinsam am 2. Juni nach St. Lucia. Wir übernachten in der Rodney Bay, verabschieden uns am nächsten Morgen von Lisa und Helmut, die dort bleiben wollen und fahren in die Marigot Bay. Auch dort ankern wir nur über Nacht und segeln noch vor Sonnenaufgang weiter zur Insel Bequia, die zu den Grenadines gehört.

Wir ankern in der Admirality Bay auf Bequia. Es ist Nachsaison, daher sind einige Geschäfte und Lokale bereits geschlossen. Auch der Brötchenservice, der frisches Gebäck morgens ans Boot bringt, ist nicht mehr im Dienst. Es gibt aber eine Bäckerei, die Baguette verkauft und auch die Pizzeria mit den Riesenpizzen hat geöffnet. Zu fünft bestellen wir zwei Pizzen und es bleibt sogar noch ein Eckchen übrig.
In der kleinen Markthalle sind wir die einzigen Kunden, daher bemühen sich alle um uns, insbesondere ein Rastaman, der sogar ein paar Brocken Deutsch hervorzaubert, und wir kaufen vermutlich überteuertes Obst und Gemüse ein.
Bevor es weitergeht, spazieren wir über einen Hügel, in die angrenzende südlichste Bucht, die Friendship Bay. Damit haben wir bereits die halbe Insel gesehen.

Am 8.6.2010 segeln wir knapp 25 Seemeilen zu den Tobago Cays, ein Stück Südsee mitten in der Karibik. Die Tobago Cays bestehen aus kleinen unbewohnten Inseln inmitten von zahlreichen Riffs und sind daher ein traumhaftes Schnorchelgebiet, vor allem auch wegen der geringen Wassertiefe in den Riffen von weniger als zwei Meter. Wir sehen zahlreiche Fische auch einen Riffhai, der angeblich ungefährlich ist: Monika hofft, dass er das auch weiß.
Es gibt einen Bereich, wo die Booten nicht hineinfahren dürfen. Dort haben sich riesigen Wasserschildkröten angesiedelt. Es ist genial mit ihnen zu schnorcheln.
Die Inseln hinter der Absperrung eignet sich hervorragend für eine Spaziergang. Hier begegnen wir endlich den so lange gesuchten Leguanen. Sie beobachten uns aus den Bäumen oder flüchten, wenn sie am Boden sind.
Nach ein paar Tagen müssen wir uns leider von Gerd verabschieden, der nach Trinidad fährt, um sein Boot zu überholen. Glücklicherweise bleiben uns Heidi und Bruno noch eine Weile erhalten.

Am 12.6.2010 geht es weiter nach Union Island. Wir ankern in der Clifton Bay hinter einem Riff. Mitten drin wurde über Jahre eine Miniinsel aufgeschüttet und darauf die "Happy Island" Bar gebaut. Als wir eines Abends dort einen Sundowner nehmen, erfahren wir, dass die Besitzer alles selber gebaut haben. Sie zeigen uns voller Stolz Photos, die die Entwicklung über die Jahre schön dokumentieren. Es ist eine bemerkenswerte Arbeit.
Auch hier wandern wir über die Insel. Doch die meiste Zeit gehe ich mit Bruno und manchmal auch Heidi Fußball-WM schauen.

Am 16.6.2010 fahren wir nach Petit St. Vincent, der letzten Insel der Grenadines. Darauf befindet sich lediglich ein Hotel, daher sieht sie aus wie aus dem Bilderbuch.
Am nächsten Tag setzen wir unseren Weg nach Grenada über Carriacou fort.